Und ein bisschen Geschichte…
ALAÇATI, das antike Agrillia, liegt im Zentrum des westanatolischen Ionien, das am Gediz-Fluss beginnt und sich bis zum Groβen Mäander erstreckt.
Heredot, der Vater der Geschichte, schreibt in seinem ersten Buch über Ionien folgendes:
"Die Städte Ioniens befinden sich unter dem höchsten Himmel und im schönsten Klima, das uns weltweit bekannt ist. Weder die nördlicheren Regionen noch die südlicheren können mit Ionien verglichen werden. Das gilt auch für die östlichen und westlichen Regionen, die kalt und nass oder heiβ und dürr sind."
Die ionischen Städte, die in den Kolonien des Mittelmeeres gegründet wurden, hatten im 7. Jahrhundert A.D. ihre Blütezeit. In dieser Zeit war der Ionische Verband vor allem in Wissenschaft, Philosophie, Bildhauerei und Architektur weltweit ein Wegweiser.
In der römischen Zeit führten diese glänzenden Zeiten fort, was sich auf die Verbreitung des Christentums und die Geburt der byzantinischen Kunst auswirkte.
In frühosmanischen Quellen wird Alaçatı als ein Infanterie- und Kavallerie-Dorf des ALACAAT Stammes beschrieben, d.h. ein Dorf, in das durch die Eroberungen in die eroberten Plätze Infanterie und Kavallerie, eine Einheit der 1361 aufgrund der steigenden Anzahl der Soldaten gegründeten Armee, angesiedelt wurde. Der Ort bekam seinen Namen von dem Stamm Alacaat, der sich in denselben Jahren in dieser Region angesiedelt hat.
Das Volk von Alaçatı, dessen Sumpfland war, kämpfte seinerzeit gegen die Malaria. Um das Sumpfland trocken zu legen, wird entschieden, einen Kanal bis zum Hafen von Alacaat anzulegen. Die türkischen Groβgrundbesitzer gaben den griechischen Arbeitern, die kamen, um an diesem Kanal zu arbeiten, Felder, die sie bestellen sollten. Das heutige Alaçatı, also das "neue Dorf" der damaligen Zeit, wurde zu diesem Zweck ein paar Kilometer vom Meer entfernt gegründet. Die meisten Steinhäuser, die heute restauriert werden, stammen aus den Jahren 1850-1902.
1802 rief Sultan Mahmud II. alle Minister nach Istanbul und lieβ sie einen Bündnisvertrag unterschreiben. In diesem Bündnisvertrag sieht man als den Minister von Çeşme und seiner Region den Namen der Memişoğulları. Mahmud Aga, ein Mitglied dieses Stammes, kommt wie Barbarossa, der gröβte Groβadmiral osmanischer Zeit, aus Algier und rettete sich mit seinen Schiffen nach einem heftigen Sturm nach Alaçatı.
Wie gesagt, die Tücke der Winde…
Der Sohn und der Enkel von Mahmud Aga wurden später zu Ministern der Region. Sein Enkel Hacı Memiş Aga lud die griechischen Einwohner von Chios, die beim Erdbeben 1830 sehr groβen Schaden erlitten hatten, nach Alacaat ein, damit sie in verschiedenen Arbeiten tätig sein konnten. Dadurch änderte sich nicht nur das Schicksal des heutigen Alaçatı, sondern auch das von Çeşme, Karaburun und Urla. Während die einheimischen Männer an den Fronten kämpften, arbeiteten die jungen Griechen in den Weinbergen und Olivengärten.
Hätte sich das Schicksal von Alaçatı geändert, wenn Hacı Memiş Aga, der für 40 Tage auch Groβwesir des Osmanischen Reichs wurde, Mitte 1850 nicht gegen eine Bise hätte kämpfen müssen? Das gröβte Problem von Alaçatı in der Vergangenheit, d.h. das Ufer des Yumruflusses, das heute eins der wichtigsten Surfzentren der Welt ist, war damals ein riesiges Sumpfland, das die Malaria verbreitete!
Der, der gewährleistete, dass dieses Sumpfland ausgetrocknet und somit die Malaria ausgerottet wurde, war kein anderer als Hacı Memiş Aga…
Dass die Griechen, die nach Alaçatı kamen, um das Sumpfland zwischen den Flüssen Yumru und Buca auszutrocknen, aus Chios stammten, Produkte angebaut wurden, die den landbaulichen Bedingungen entsprachen, die sich aus der reinen und windigen Luft der Region ergaben, führte dazu, dass die Grundlage für einen wirtschaftlichen Reichtum gegründet wurde, die eine internationale Bekanntheit mit sich brachte.
Die neuen Einwohner von Alaçatı legten mit Hilfe des Klimas und des Bodens Weinberge an und schmückten die Halbinsel mit Oliven- und Gummibäumen.
Auβerdem vergaβen sie nicht, einen kleinen Weinbetrieb zu errichten, um die Trauben in Wein umzuwandeln!
Olivenöl und Oliven wurden exportiert. Diese Fruchtbarkeit, die sich durch harte Arbeit einstellte, war der erste Reichtum von Alaçatı. Sie gründeten eine schöne kleine Stadt mit Häusern mit Steinwänden, Holzbalkonen und Ziegeldächern in engen Gassen.
Ein Blick auf alte Alaçatı-Häuser…
Alle Häuser in Alaçatı, die Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut wurden, zeigen die gleichen Eigenschaften auf. Sie wurden nördlich und südlich so angelegt, dass sie gegen die Hitze des Sommers nur sehr wenig Sonne sehen. Es sind Häuser, die die Winde einladen, die ihr Schicksal bestimmen… Denn mit diesen Winden werden auf den Dächern die Trauben getrocknet und im Keller Olivenöl und Wein belüftet…
Ende des 19. Jahrhunderts begannen die Griechen Alacacat als Alasata auszusprechen. Alaçatı war nun ein wichtiges Produktions- und Handelszentrum vor allem durch seine Weinberge und seinen Wein (dank der Griechen, die sich im Weinbau gut auskannten). Die Anzahl der griechischen Einwohner hatte sich bis zu 12.000 erhöht. 1873 wurde Alaçatı zur Gemeinde.
Mit dem Balkankrieg 1912 änderte sich auch das Schicksal Alaçatıs.
Mit der Flucht der Türken aus dem Balkan nach Alaçatı macht sich unter den Griechen eine Panik bemerkbar und die Auswanderung beginnt. 1919 jedoch kehren die meisten Griechen mit der Besetzung Izmirs wieder zurück. Dieses Mal fühlen sich die Auswanderer aus dem Balkan beunruhigt und wandern in die Innenlande Anatoliens aus. Am Ende des Befreiungskriegs wird zwischen der Türkei und Griechenland in Lausanne am 30. Januar 1923 ein "Bevölkerungsaustauschvertrag" unterzeichnet.
Mit dieser Praxis, die das erste und letzte Mal weltweit angewendet wurde, wurden ca. 2 Millionen Menschen ausgetauscht. Diesem Vertrag zufolge wurden bis auf die orthodoxen Griechen in Istanbul, Imros und Tenedos sowie die Muslims in Westgriechenland, alle in Griechenland ansässigen Muslims in die Türkei und alle in der Türkei ansässigen Griechen nach Griechenland gesandt. Somit kamen zu den nach dem Balkankrieg nach Alaçatı ausgewanderten Albanern und Bosniern aus Kosova und Bosnien noch Austauschauswanderer aus Thessaloniki (Karaferye), Kavala (Kınalı und Karacaova), Kreta und Kos hinzu.
Die Einwohneranzahl von Alaçatı veränderte sich in einer kurzen Zeit von 10 Jahren vollständig.
Während die Griechen mit Weinbau eine glänzende Epoche in der Geschichte erlebten, fingen nach dem Austausch schwere Jahre für Alaçatı an. Da die muslimischen Türken aus dem Balken sich im Weinbau und in der Olivenzucht nicht auskannten, wurden die Weinberge in Alaçatı abgebaut, die Terrassen zerstört und die Auswanderer aus Thessaloniki bauten statt dessen Tabak an.
Die Auswanderer aus Kosova und Bosnien hingegen machten das, was sie am besten konnten: die Viehzucht.
Jedoch war das Klima weder für Tabak noch für die Viehzucht geeignet. Der Tabak, der mit groβen Mühen angebaut wurde, lohnte sich wirtschaftlich nicht. Die Bauern konnten sich kaum von ihrem Ertrag ernähren. Diese Armut führet dazu, dass die architektonische Struktur in Alaçatı geschützt wurde, während die ganze Region abgebaut wurde und sich änderte, da kein Geld da war, Neues zu bauen.
In den 1990'ern änderte sich das Schicksal Alaçatıs noch einmal. Die Bewegung, die einsetzte, als Liebhaber des Windsurfs in den Hafen kamen, führte dazu, dass diese kleine, schön anmutende Stadt mit ihren Gummi und Levanderdüften und ihren alten und kühlen Steinhäusern entdeckt wurde.
Die Restauration der Steinhäuser, die in ihrem ursprünglichen Stand geschützt blieben und von denen das jüngste nahezu 100 Jahre alt ist, brachte Alaçatı heute in eine ganz andere Position als andere Urlaubsregionen. Angenehme Hotels, die dem Motto "klein ist schön" folgen, spezielle Plätze, enge Gassen, farbige Läden und elegante Cafés sind ein weiterer Blickpunkt…
Da Alaçatı unter Denkmalschutz steht, konnten auch keine neuen mehrstöckige Häuser gebaut werden, die mit der traditionellen Architektur nicht in Einklang stehen. Dies ist ebenso ein wichtiger Gewinn für Alaçatı und seine Liebhaber.
Alaçatı ist heute eins der wichtigsten Windsurfzentren, in dem mehrere internationale Surfwettbewerbe veranstaltet werden. Die Küsten Alaçatıs haben das reinste Meer und die schönsten Strände. Laute Musik bis in die Morgenstunden, Bars und Diskotheken sind in Alaçatı verboten.
In den Cafés in Alaçatı gibt es auch keine Kunststoffstühle! Die beschatteten Straβen sind mit Parkettsteinen verkleidet…
Das erste, was in Alaçatı auffällt, ist das architektonische Gewebe… Die Häuser aus sog. Alaçatı-Steinen und gebrochenen Steinen, die wie Bimsstein aussehen, sind im Winter warm, im Sommer kühl…
Denn sie heiβen zwar Steine, aber die Steine von Alaçatı, die durch die Verbindung von Karbondioxid Kalk produzieren, dienen als Filter…